EIN HOCH AUF DIE ABLENKUNG – UND WARUM SIE MANCHMAL GENAU DAS RICHTIGE IST

 

Hast du auch diese Momente, in denen du dich im Grübeln verlierst?


Ein Gedanke, der klein und leise beginnt… und plötzlich wächst er, bläht sich auf, wird immer dichter, immer lauter?


Und ehe du dich versiehst, steckst du fest – nicht in einem Problem, sondern in einer gedanklichen Endlosschleife, die dich keinen Schritt weiterbringt.

 

Mir passiert das regelmäßig.


Aus ehrlicher Reflexion wird Grübeln, aus einem Impuls zur Veränderung wird ein gedanklicher Treibsand.

 

Und ich merke: Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger entsteht Klarheit. 

 

Ablenkung klingt nach Eskapismus.

 

Aber das, was ich meine, ist das Gegenteil.

 

Es geht nicht um unbewusstes Wegdriften, nicht ums Scrollen oder Überspielen.

 

Sondern um eine bewusste Entscheidung, aus einer Sackgasse auszusteigen, in der Denken keinen Ausgang mehr findet.

 

Ich merke dann:

Hier suche ich eine Lösung, die es an dieser Stelle nicht gibt.

 

Und genau in solchen Momenten darf ich dem Grübeln den Teppich unter den Füßen wegziehen.

 

Ich entscheide mich ganz bewusst, meinen Geist auf einen anderen Pfad zu lenken:

 

  • ein Rätsel lösen
  • ein Spiel spielen
  • oder (mein Favorit): mich in Musik verlieren

Musik, die mich fühlen lässt.

 

Die meinen Herzraum öffnet und mich wieder im Körper ankommen lässt.

 

Dann passiert etwas Wunderbares:

 

Die Sackgasse liegt hinter mir – und vor mir öffnen sich neue Wege, herrliche Alleen, Raum zum Atmen.

 

Ich sehe klarer, statt tiefer zu versinken.

 

Diese Idee habe ich von Volker Busch aus seinem Buch „Kopf hoch“, und zeigt mir auf, wie sehr wir unsere Yogapraxis und unseren Alltag ideal verbinden können.

 

Yoga – wenn der Geist lernt, still zu werden, statt weiter zu kämpfen

 

Und genau an dieser Stelle, an der das Denken keine Lösung mehr bringt, setzt Yoga an.

 

Yoga ist – entgegen vieler Vorstellungen – kein körperliches Training mit ein paar Atemzügen drumherum.

 

Yoga ist eine Praxis, die uns lehrt, wie der Geist funktioniert, wann er hilfreich ist und wann er uns in die Irre führt.

 

Im Yoga Sūtra von Patañjali,  heißt es gleich zu Beginn:

 

„YOGAŚ CITTA-VṚTTI-NIRODHAḤ.“

 

„Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen des Geistes.“

(Yoga Sūtra 1.2)

 

Dieser Satz beschreibt exakt das, worüber wir sprechen.

 

Nicht: „Yoga ist perfekte Asanas.“

 

Nicht: „Yoga ist Selbstoptimierung.“

 

Sondern: Yoga bedeutet, diese innere Zerissenheit, diesen Sturm, dieses Durcheinander, dieses Chaos, zu beruhigen.

 

Und das heißt nicht, den Geist still zu zwingen.

 

Es heißt vielmehr:

 

Ihn so zu begleiten, dass er zur Ruhe finden kann.

 

Wenn wir grübeln, laufen die „vṛttis“ – die mentalen Bewegungen – in Hochform.

 

Sie drehen sich, winden sich, springen, analysieren, vergleichen, dramatisieren.

 

Sie werden schneller und dichter, je mehr wir sie füttern.

 

Yoga hilft uns, diesen Kreislauf nicht weiter zu beschleunigen.

 

Es holt uns aus dem Kopf zurück in den Körper, aus der Enge zurück in die Weite, aus dem Tunnelblick zurück in die Erfahrung des Moments.

 

Genau deswegen unterstützt uns unsere Asanapraxis so sehr:

 

Sie bringt uns nach innen, leiten den Atem nach unten, beruhigen das Nervensystem –

und erinnern unseren Geist daran, dass er nicht allein das Kommando hat.

 

Yoga schafft den Raum, in dem wir wieder klar sehen können.

 

Nicht, weil wir mehr denken – sondern weil wir weniger denken müssen.

 

Und so wird aus einer bewussten Ablenkung, aus dem Ausstieg aus der Sackgasse, nicht Flucht, sondern eine zutiefst yogische Entscheidung:

 

Den Geist nicht weiter antreiben, sondern ihm erlauben, zur Ruhe zu kommen.

 

Erst dort beginnt echte Veränderung.

  

ASANAS, DIE DICH AUS DEM KOPF ZURÜCK INS SEIN BRINGEN

 

  • Upaviṣṭha Koṇāsana – Sitzende gegrätschte Vorbeuge

Eine Haltung, die Weite schafft und dich gleichzeitig nach innen führt.

 

  • Prasārita Pādottānāsana – Stehende gegrätschte Vorbeuge

Löst innere Anspannung und hilft, den Kopf buchstäblich sinken zu lassen.

 

  • Baddha Malāsana – Gebundene tiefe Hocke

Erdend, verbindend, beruhigend. Sie zieht dich zurück zur Basis.

 

  • Baddha Skandāsana – Gebundenes Skandasana

 

Eine Mischung aus Kraft, Beweglichkeit und innerer Weite – perfekt für Perspektivwechsel.

 

  • Uttānāsana – Tiefe stehende Vorbeuge

Eine Einladung, die Last des Denkens abzugeben und in den Atem zu sinken.

 

 

Ätherische Öle – sanfte Begleiter aus der Gedankenschleife

 

  • CITRONELLA – SCHLUSS MIT DEM INNEREN DAUER-ALARM

Manche Gedanken drehen immer wieder ihre Runden und hinterlassen ein angespanntes Grundgefühl im Körper.

Citronella lädt dazu ein, diesen Kreislauf zu unterbrechen.

 

Es erinnert daran, dass wir nicht an Aufruhr und innerer Gereiztheit festhalten müssen – sondern lernen dürfen, diese Zustände loszulassen, bevor sie uns auszehren.

 

  • LAVENDEL – RUHE FÜR KOPF

Lavendel unterstützt uns dabei, innerlich weicher zu werden.

 

Es beruhigt den überdrehten Kopf und lässt Raum entstehen, Dinge klarer zu formulieren – nicht aus Druck, sondern aus Ruhe heraus.

 

Perfekt für Momente, in denen der Geist zu laut wird.

 

  • RAVINTSARA – MENTALE KLARHEIT UND WEITE

Wenn Gedanken feststecken und sich immer wieder im Kreis drehen, kann Ravintsara helfen, geistigen „Nebel“ zu lichten.

 

Es schafft Platz für neue Perspektiven und Möglichkeiten, besonders dann, wenn etwas lange unlösbar erschien.

 

Eine Einladung, wieder klar zu sehen.

 

 

ZUM SCHLUSS

 

Ich habe gelernt, dass ich mich nicht in Gedankenschleifen hineindenken muss, um mich weiterzuentwickeln.

 

Manchmal ist der mutigste Schritt, den Kopf bewusst "zur Seite zu legen", tief zu atmen und den Weg über den Körper zu wählen.

 

Jedes Mal, wenn ich das tue, finde ich etwas Neues: Ruhe, Klarheit, Vertrauen – und manchmal sogar mich selbst.

 

 

REFLEXIONSFRAGEN

 

  • Woran merke ich, dass ich vom Reflektieren ins Grübeln rutsche?
  • Welche Gedanken bringen mich wirklich weiter – und welche drehen Schleifen?
  • Welche bewusste Ablenkung hilft mir, meinen Geist auf einen neuen Pfad zu führen?
  • Wie fühlt sich mein Körper an, wenn ich aufhöre zu denken und anfange zu spüren?
  • Was wäre mein nächster kleiner Schritt, der mich aus der Sackgasse hinausführt?

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