Vor ein paar Tagen hatte ich einen Fahrradunfall.
Ein Auto ist bei Rot über die Ampel gefahren und hat mich erfasst.
Zum Glück nur Prellungen und blaue Flecken – nichts gebrochen.
Mein Fahrrad dagegen: nicht mehr fahrbar.
Die fünf jungen Männer im Auto stiegen sofort aus.
Sie wirkten ehrlich besorgt und haben mich mehrfach gefragt, ob es mir gut geht.
Wir haben sogar zusammen versucht, mein zerstörtes Fahrrad ins Auto zu laden, aber es hat einfach nicht reingepasst.
Also musste ich ein Taxi rufen.
Die Jungs kramten in ihren Taschen und hatten zusammen gerade einmal 5 Euro dabei – die sie mir unbedingt geben wollten.
Natürlich hätte ich in diesem Moment die Polizei rufen oder nach Versicherungsdaten fragen können.
Natürlich wäre das „vernünftig“ gewesen.
Aber ich habe mich dagegen entschieden.
Ich sagte, sie müssten nicht warten, bis ein Taxi kommt, und so fuhren sie schließlich weg.
Ich ausgestattet mit ihrer Telefonnummer und dem Autokennzeichen.
Ein Taxi kam überhaupt nicht.
Also ließ ich mein Fahrrad zurück, ging zu Fuß nach Hause – und war ehrlich froh, dass ich genau das konnte.
Dass ich gehen konnte.
Ich hatte wirklich Glück gehabt und es war nur Sachschaden entstanden.
Und dann wurde mir klar:
Ja, vielleicht werde ich den Schaden am Rad selbst zahlen.
Ja, vielleicht hatten sie mehr Geld in der Tasche.
Vielleicht war ich leichtsinnig.
Man könnte sagen naiv.
Aber ich würde es wieder so machen.
Weil mir dieser Moment von menschlicher Verbindung wichtiger ist als der Gedanke, aus Prinzip alles „richtig“ zu machen.
Allen zu zeigen, dass ich mich nicht über das Ohr hauen lasse.
Ich will nicht in einer Welt leben, in der das Vertrauen ins Gegenüber sofort vom Verdacht überlagert wird.
Lieber gehe ich ab und zu zu Fuß nach Hause, als dieses Grundvertrauen zu verlieren und meinen Mitmenschen offen und zugewandt zu begegnen.
DER BEZUG ZUM YOGA
Im Yoga sprechen wir von Satya (Wahrhaftigkeit).
Entscheidungen zu treffen, die sich richtig anfühlen – im Körper und im Herzen.
Für mich war es diese Entscheidung:
Verbindung vor Verdacht.
Menschlichkeit vor Formular.
Und genau das möchte ich kultivieren.
Gerade in einer Welt, die uns ständig zur Vorsicht erzieht, ist Vertrauen manchmal wie eine Asana, die wir immer wieder üben müssen.
Und manchmal – wie bei meinem Spaziergang nach Hause – ist es einfach die Praxis des Weitergehens.
ASANAS FÜR VERTRAUEN UND VERBINDUNG
1. ANAHATASANA – HERZMELTER / PUPPY POSE
Eine weiche, aber tiefe Öffnung.
Sie erinnert daran, dass Verbindung nicht laut sein muss.
Manchmal entsteht Vertrauen dort, wo wir nichts mehr festhalten.
2. PEACEFUL WARRIOR – SHANTI VIRABHADRASANA
Diese Haltung trägt die Energie von Würde ohne Kampf.
Wir bleiben stark, aber nicht hart.
Verbindung ohne Verteidigung.
3. SALABHASANA – DIE HEUSCHRECKE
Kräftigend, stabilisierend.
Sie unterstützt dich darin, dich selbst als verlässliche Basis zu spüren.
ÄTHERISCHE ÖLE
- GERANIUM (GERANIE)
Geranie erinnert uns daran, dass Vertrauen wieder wachsen kann – auch wenn wir in unserem Leben Erfahrungen gemacht haben, die uns vorsichtiger oder misstrauischer werden ließen.
Es unterstützt ein Gefühl von „Ich öffne mich wieder ein Stück“, ohne Druck, ohne Zwang.
- MARJORAM (MAJORAN)
Majoran steht für echte Nähe.
Es hilft dabei, sich wieder offen zu fühlen, sodass Freundschaften und Beziehungen sich ehrlich und warm anfühlen dürfen.
Dieses Öl kann wie eine kleine Erinnerung wirken:
„Es ist okay, Menschen wieder näher an mich heranzulassen.“
- CEDARWOOD (ZEDERNHOLZ)
Zeder bringt eine stabile, erdige Energie mit.
Es kann uns daran erinnern, dass wir nicht allein durchs Leben gehen – auch wenn wir das manchmal vergessen.
Sie lädt dazu ein, die Unterstützung zu sehen, die vielleicht schon längst da ist: Freunde, Familie, Gemeinschaft.
Cedarwood steht für das Miteinander:
Geben und Nehmen, getragen sein und tragen dürfen.
ZUM SCHLUSS:
Der Unfall hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, Menschen zunächst mit Vertrauen zu begegnen.
Ich bin zu Fuß nach Hause gegangen, mein Fahrrad bleibt kaputt, aber ich fühle mich leicht und verbunden.
Ich bin nicht wütend – im Gegenteil:
Ich hatte Glück gehabt und gespürt worauf es im Leben wirklich ankommt - auf das Miteinander.
Und unterscheiden zu können, was wirklich zählt und wie dankbar ich sein kann, dass nicht schlimmeres passiert.
REFLEXIONSFRAGEN
- Welche Momente in meinem Leben haben mir gezeigt, dass Menschen oft besser sind, als ich erwarte?
- Wo halte ich mich im Kontakt zurück – und warum?
- Was bedeutet Vertrauen für mich heute, nicht gestern?
- Welche Erfahrung aus dieser Woche hat mein Herz ein kleines Stück geöffnet?
- Wie fühlt sich „verbunden sein“ in meinem Körper an – ganz konkret?

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