Kennst du das Gefühl, wenn sich ein Tag an den nächsten reiht – alles funktioniert, aber nichts berührt dich wirklich?
Du tust, was getan werden muss.
Aber irgendetwas in dir fragt:
„War das jetzt alles?“
Vielleicht bist du sogar „gut drauf“, aber innerlich fehlt ein Funke.
Keine Krise, kein Drama.
Aber auch keine echte Lebendigkeit.
Es ist dieses feine, kaum greifbare Gefühl, dass dein Leben zwar läuft – aber nicht fließt.
Eher so dahinplätschert.
Nicht berührt.
Nicht verbunden.
Nicht engagiert.
Ich stolperte über dieses Zitat – frei nach Viktor Frankl:
„Wenn an die Stelle von Selbstverhaftetsein Weltoffenheit tritt, sich scheinbar langweilige Alltagsroutinen zu Sinnhaftigkeit und Hingabefähigkeit verdichten und der Mensch lernt, dem Leben zuzustimmen, dann wird ein sinnhaftes Leben möglich – eines, das selbst im Angesicht von Chaos und Vernichtung noch ein leises Ja zum Leben findet.“
Genau – da steckt viel drin.
Und es lässt sich herausfinden, wie im ganz normalen Alltag eigentlich unsere innere Haltung ist.
Denn was wäre, wenn es genau darum geht – im Yoga, in unserer Arbeit, im Leben?
Nicht nur das Außergewöhnliche zu suchen.
Sondern das Gewöhnliche mit Bedeutung aufzuladen.
WENN DER ALLTAG SINN BEKOMMT – YOGA ABSEITS DER MATTE
Manchmal wirkt der Alltag wie eine Wiederholungsschleife aus Aufgaben, Gewohnheiten und kleinen Überforderungen.
Und trotzdem spüren wir:
- Da könnte mehr drinstecken.
- Mehr Tiefe.
- Mehr Bedeutung.
Doch wo beginnt Sinn – und wie lässt er sich leben?
Die Bhagavad Gītā, eines der zentralen Werke der Yoga-Philosophie, zeigt zwei Wege, die besonders gut in unseren modernen Alltag passen:
KARMA YOGA – SINN DURCH BEWUSSTES HANDELN
Karma Yoga lehrt:
Nicht das Ergebnis zählt – sondern die Haltung, mit der wir handeln.
Ob wir eine E-Mail schreiben, einen Raum betreten oder das Frühstück zubereiten – alles kann Ausdruck von Verbundenheit sein, wenn wir es mit Achtsamkeit und Hingabe tun.
So verändern sich Alltagsroutinen zu sinnvollen Momenten.
Nicht, weil sie spektakulär sind – sondern weil wir präsent und offen sind.
„Handle, ohne anzuhaften. Widme dein Tun dem Höheren.“
– Bhagavad Gītā 3.19
BHAKTI YOGA – DAS LEBEN BEJAHEN
Bhakti bedeutet Hingabe – an das Leben selbst.
Es geht darum, den Moment zu umarmen, auch wenn er unperfekt ist.
Dieses leise Ja, selbst inmitten von Chaos oder Traurigkeit, öffnet das Herz – und genau dort beginnt ein Sinn, der nicht gemacht, sondern gefühlt wird.
ŚRĪMAD BHĀGAVATAM / UPANIṢADEN – DER HÖHERE BLICK
„Wenn der Mensch sich nicht mehr als Zentrum der Welt erlebt, sondern als Teil eines größeren Ganzen, beginnt wirklicher Sinn zu entstehen.“
(frei aus den Upaniṣaden)
Auch hier zeigt sich:
Der Weg führt raus aus der Selbstverhaftung – hinein in Weltoffenheit.
YOGA-ASANAS FÜR SINNHAFTIGKEIT, HINGABE & LOSLASSEN
Anahatasana („Melting Heart Pose“)
Ein sanfter Herzöffner, der die Schultern und den oberen Rücken entspannt.
Diese Haltung lädt dazu ein, Spannungen loszulassen und sich weich und empfänglich zu fühlen – eine Einladung zur Hingabe im Hier und Jetzt.
Supta Baddha Konasana (liegender gebundener Winkel)
Eine entspannte Herzöffner- und Hüftöffner-Haltung, die tief beruhigt.
Sie unterstützt das Lösen emotionaler Blockaden und öffnet den Raum für Selbstannahme und inneren Frieden.
Eka Pada Rajakapotasana (Taube)
Ein kraftvoller Hüftöffner, der oft festgehaltene Spannungen und alte emotionale Muster löst.
Diese Haltung fördert Loslassen und öffnet den Raum für neue innere Freiheit und Hingabe.
Malasana (Hocke / Yoga Squat)
Ein tief wirkender Hüftöffner, der Erdung und Präsenz stärkt.
Malasana unterstützt dich darin, alte Blockaden zu erkennen und loszulassen – so entsteht Raum für neue Sinn-Erfahrungen.
Ein Kombination aus Hüft- und Herzöffnern ist ideal.
HINGABE SPÜREN MIT ÄTHERISCHEN ÖLEN
Manchmal brauchen wir liebevolle Impulse, um uns selbst wieder weich werden zu lassen.
Um den Panzer alter Muster abzustreifen, das Herz zu öffnen – und dem Leben neu zuzustimmen.
Ätherische Öle können genau das sein: Duftende Wegbegleiter auf dem Pfad der Hingabe.
Geranium / Geranie möchte dich unterstützen, emotionale Verletzungen loszulassen und wieder in Verbindung zu gehen – mit deinem Herzen, mit anderen, mit dem Moment.
Patchouli bringt dich raus aus kreisenden Gedanken und hinein in deinen Körper. Es erdet dich – und lädt dich ein, dich selbst wieder zu spüren, so wie du jetzt bist.
Cypress / Zypresse erinnert dich: Du darfst loslassen. Vertrauen. Dich dem Fluss des Lebens hingeben – auch wenn du noch nicht weißt, wohin er dich führt.
Zum Schluss:
Ich merke: Es braucht nicht immer das ganz Große.
- Nicht die totale Veränderung.
- Nicht die Erleuchtung.
- Nicht den spektakulären Neuanfang.
Manchmal genügt ein bewusster Moment.
Zum Beispiel, wenn das Paddel sanft durchs Wasser gleitet, du ruhig vorankommst und die Welt um dich herum still und friedlich ist. Wenn die Seelen, die mit dir unterwegs sind, im Einklang schwingen – dann spürst du plötzlich, wie sehr du ein Teil des großen Ganzen bist und darin aufgehen darfst.
Oder wenn ich das große Glück habe, in strahlende Augen und lächelnde Gesichter während meiner Yogaklasse zu blicken – mehr kann ich kaum erreichen. Mein Glück ein wenig zu teilen. Dank an all meine wunderbaren Schüler.
Oder wenn ich ganz still werde, obwohl es laut um mich herum ist. Und ich kaum fassen kann, dass das Leben mir sagt: „Halte inne, schau dich um, sieh, was gerade ist.“ Immer häufiger merke ich, wie ich vor Rührung weinen könnte, weil absolut nichts fehlt.
Eine Entscheidung zur Präsenz.
Ein kleines Ja zum Leben – auch mitten im ganz normalen Wahnsinn.
Ich übe mich darin.
Jeden Tag ein bisschen mehr.
Und vielleicht ist genau das die eigentliche Praxis.
REFLEXIONSFRAGEN FÜR DICH
- In welchen Momenten spürst du ein „leises Ja“ zum Leben – trotz oder gerade wegen allem?
- Gibt es Aufgaben, die du neu betrachten möchtest – als Möglichkeit, statt als Pflicht?
- Wie könntest du heute Weltoffenheit leben – in Gedanken, im Handeln, in deiner Haltung?
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