Vom Getrieben-Sein zur Gelassenheit

Hast du manchmal das Gefühl, dass "die Pferde mit dir durchgehen" und deine Gefühle oder auch dein Geist dich so ins Wanken bringen, du total unruhig und vielleicht sogar ein bisschen stürmisch bist?

 

Ich habe dir wieder eine Geschichte rund um einen König mitgebracht - diesmal aus der indischen Mythologie.

 

Dort begegnen wir GANGA, der Flussgöttin.

 

Sie ist kraftvoll, wild und unbändig – eine Schönheit, die im Himmel wohnt.

 

Ihr Wasser besitzt große Kräfte:

Es reinigt, erlöst und kann alles mitreißen, was ihm in den Weg kommt.

 

Die Bedeutung des Ganges kennen wir alle, vor allem im heutigen Indien.

 

König – Bhagiratha trug eine große Last:

 

Die Seelen seiner Vorfahren waren verflucht und rastlos, gefangen in Unruhe.

 

Die einzige Rettung lag im heilenden Wasser Gangas.

 

Jahrelang versank Bhagiratha in tiefe Meditation, übte Entsagung und Hingabe – bis Ganga schließlich seinen Ruf hörte.

 

Doch sie warnte ihn:

 

„Meine Kraft ist zu mächtig. Wenn ich herabstürze, wird die Erde zerbrechen.“

 

In seiner Not wandte Bhagiratha sich an Shiva – den Gott der Transformation, Meditation und inneren Ruhe.

 

Nur er konnte eine Lösung finden.

 

Shiva hatte eine glänzende Idee:

 

Er würde das herabströmende Wasser mit seinen Haaren auffangen.

 

So würde Ganga ihren Weg als Fluss auf die Erde finden und nicht als zerstörerisches Element.

 

Shiva fing Ganga – als sie wie ein tosender Wasserfall vom Himmel stürzte – in seinen Locken auf.

 

Langsam ließ er das Wasser tanzen, wirbeln und sich entfalten – bis es ruhig genug war, um friedlich zur Erde zu fließen.

 

Durch diese kraftvolle Gelassenheit konnten die verfluchten Seelen der Vorfahren zur Ruhe kommen und sich schließlich befreien.

 

Was können wir daraus mitnehmen?

 

Ist es nicht ein uraltes Bild für einen inneren Prozess zeigt, den wir alle kennen:

  • Wenn Gefühle wie ein Sturm über uns hereinbrechen.
  • Wenn Energie da ist – aber keinen Weg findet.
  • Wenn wir Veränderung spüren, aber nicht wissen, wie wir sie lenken sollen.

Dann braucht es keinen Druck, keine Kontrolle – sondern das, was Shiva symbolisiert:

 

Einen inneren Raum, groß genug, um alles zu halten.

 

Das klingt etwas theoretisch: einen inneren Raum

 

Vielleicht so:

Wie können wir einen Zustand finden, der uns besser mit dieser intensiven Rastlosigkeit, überschäumenden Energie und Ruhelosigkeit leben lässt?

 

 

Gelassenheit. Sozusagen ein paar Locken, die erst Ruhe in die wilde Kraft bringen.

 

Wie können wir das heute umsetzen?

 

Bemerken - da ist sie wieder die Kraft - das Wirbeln.

Akzeptieren - ok ich spüre es und es ist gerade so

 

Transformieren - bewusstes Atmen - Abstand schaffen und dies Wellen durch Ruhe schwäscher werden lassen.

 

 

Yogahaltungen, die uns erden und öffnen - uns Gelassenheit und Weite schenken, damit wir den Strom beruhigen und in richtige Bahnen lenken können.

 

Oder auch:

  • Gespräche, die uns auffangen und unterstützen.
  • Schreiben, um Gedanken und Gefühle zu ordnen.
  • Und vor allem: Die Erkenntnis, dass wir nicht sofort alles lösen müssen.

Vielleicht ist könnte dein Bild von Ganga für dich sein:

  • Deine Lebendigkeit,
  • Dein Wunsch nach Veränderung,
  • Deine Kreativität,
  • Oder sogar deine Wut, die fließen will – ohne zu zerstören.

Und Shiva mit seinen lockigen Haaren wird zum Bild für unsere innere Gelassenheit:

 

Wir können lernen,

  • unsere Gefühle zu halten,
  • zu beruhigen und
  • uns selbst auf unserem Weg liebevoll zu begleiten –
  • ohne von der Kraft überwältigt zu werden.

Ein neuer Blick auf unseren Alltag:

 

Es geht nicht darum, alles zu bändigen, sondern darum, unsere Kraft liebevoll zu halten, bis sie sich in Klarheit verwandelt.

 

 

YOGAHALTUNGEN, DIE GELASSENHEIT UND KRAFT SCHENKEN

 

1. Utthita Parsvakonasana (Gestreckter seitlicher Winkel)

Öffnet die Körperseiten, stärkt Beine und Rücken und schenkt gleichzeitig Weite und Raum für die Atmung - macht Platz für den Strom.

 

2. Parighasana (Seitbeuge im Knien)

Eine tiefe Seitöffnung, die den Brustkorb weitet und den Geist beruhigt. Sie verbindet Erdung mit Weite und schenkt Gelassenheit.

 

3. Anjaneyasana (Tiefer Ausfallschritt mit Seitbeuge)

 

Diese Haltung öffnet die Hüften und Körperseiten und lädt ein, zu lösen und neuen Raum zu schaffen

 

4. Banāsana (Seitbeuge im Liegen)

Eine sanfte Seitbeuge in Rückenlage, die den ganzen Körper aufmacht und beruhigt

 

ÄTHERISCHE ÖLE

Cardamom (Kardamom)
Kardamom ist besonders hilfreich in Momenten, in denen die Wut zu Kopf steigt und wir hitzköpfig reagieren. Wenn wir wie berauscht die Kontrolle verlieren und die Fähigkeit, klar zu denken.


Kardamom unterstützt uns wieder ins Gleichgewicht zu kommen, geistige Klarheit zu gewinnen und in Zeiten intensiver Gefühle oder wirrer Gedanken, objektiv zu bleiben.

 

Patchouli
Dieses Öl möchte Ängste und nervöse Anspannung beruhigen, und  Herz und Geist besänftigen.

Patchouli hilft außerdem dabei, geerdet zu bleiben und den Kontakt zur Erde nicht zu verlieren.

 

ZUM SCHLUSS

 

Meine Sichtweise – vielleicht kennst du das auch …


An manchen Tagen habe ich das Gefühl, einfach weggetragen zu werden – von all dem, was ich fühle, denke oder erlebe.

 

Dann ist so viel da – und ich verliere mich darin.


Manchmal rasen meine Gedanken wie vom Blitz getroffen hin und her, und es fällt mir schwer, ruhig zu bleiben oder überhaupt klar zu denken.


Wenn ich das nicht rechtzeitig bemerke, hüpfe ich innerlich (und manchmal auch äußerlich) durch die Gegend – ohne Richtung, ohne Boden.

 

Deshalb:
Erstmal ab auf die Matte.


Atmen. Spüren. Sortieren.


Mich erinnern: Ich muss nichts lösen, erstmal schauen was da ist.

 

Folgende Fragen können hilfreich sein

 

Reflexionsfragen, wenn es stürmisch wird:

  • Was spüre ich gerade wirklich – und wo im Körper?

  • Welche Emotion trägt mich gerade davon – und was braucht sie?

  • Was hilft mir jetzt, um innerlich wieder Raum zu schaffen?

  • Wohin möchte ich meine Energie heute fließen lassen?

  • Was darf ich loslassen, damit Klarheit entstehen kann?

  • Was bringt mich heute wieder in Verbindung mit mir selbst?

Diese Fragen kannst du dir still in der Meditation stellen, sie aufschreiben – oder einfach spüren, was in deinem Inneren darauf antwortet.

 

Wir müssen nicht alles kontrollieren.

 

Wir dürfen lernen, uns selbst zu halten – so wie Shiva Ganga gehalten hat.

 

 

Wenn du magst, erinnere dich heute daran:


Gelassenheit ist nicht Stillstand. Sie ist die Kraft, den Fluss zu lenken. 

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