Kennst du diese Momente, in denen du dastehst und dich fragst:
Wie soll ich das jetzt schaffen?
Diese Phasen, in denen Unsicherheit sich ganz leise einschleicht.
Du weißt gar nicht genau, wann es begonnen hat – aber plötzlich ist sie da:
Die innere Unruhe. Das Gefühl, den Boden zu verlieren.
Und du spürst:
Ich weiß gerade nicht, wie ich meine Füße wieder auf den Boden bekomme.
Ob ich das überhaupt kann.
Mir geht das auch so. Immer wieder.
Ich habe in solchen Momenten das Gefühl, mich irgendwie zu verlieren – im Grübeln, in der Überforderung, manchmal einfach im schieren „Nichtwissen“.
Und ich frage mich dann:
Wie kann ich wieder Halt finden?
Wie gelingt es, nicht die Kontrolle zu verlieren – aber auch nicht alles kontrollieren zu wollen?
Neulich bin ich auf einen Satz gestoßen, den ich enorm inspirierend finde:
Im ZEITmagazin schreibt der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Raffael Kalisch:
„Widerstandsfähig gegenüber Stress zeigen sich jene Menschen, die einen Tick zu optimistisch auf die Lage blicken – aber nicht völlig unrealistisch.“
Er nennt das den Sweetspot – die kleine, feine Balance zwischen Vertrauen und Klarheit.
Eine neugierige Haltung, ein Stück Vertrauen in die eigene Wirksamkeit, aber eben nicht blind oder naiv.
Und genau hier finde ich die Brücke zum Yoga.
ZWISCHEN REALITÄT UND HOFFNUNG – DER RAUM, IN DEM WANDEL MÖGLICH WIRD
Denn im Yoga geht es nicht darum, negative Gefühle weg zu meditieren.
Oder wieder die berühmten Einhörner mit rosa Glitter herbei zu rufen.
Sondern diese Gefühle wahr zu nehmen und zu akzeptieren – und zu transformieren.
Ein Sutra, das mich dabei immer wieder begleitet, ist
YS II.33: vitarka-bādhane pratipakṣa-bhāvanam
„Wenn störende Gedanken auftauchen, kultiviere das Gegenteil.“
Das bedeutet nicht, dass wir uns etwas schönreden sollen.
Sondern, dass wir eine bewusste Entscheidung treffen dürfen:
- Was will ich nähren – Angst oder Vertrauen?
- Was darf wachsen – Zweifel oder Mut?
Genau hier greift auch YS I.20: śraddhā-vīrya-smṛti-samādhi-prajñā-pūrvaka itareṣām
„Für jene, die nicht spontan erwachen, ist der Weg getragen von Vertrauen, Kraft, Erinnerung, Sammlung und Weisheit.“
Was für eine schöne Erinnerung.
Dass wir nicht perfekt sein müssen.
Sondern dass wir durch Übung wachsen dürfen.
WAS DAS FÜR DEINEN ALLTAG BEDEUTEN KANN
Was kannst du tun, wenn du das Gefühl hast, dass gerade alles zu viel ist?
- Atmen und hinschauen
was ist gerade jetzt - lass deinen inneren Beobachter diese Arbeit tun - stell dir vor du schaust deinen eigenen Film an
- Spür, was gerade da ist – ohne es sofort verändern zu wollen.
Wahrnehmen ist der erste Schritt zur inneren Stabilität.
- Übe, bewusst den Blick zu wenden.
Wenn negative Gedanken auftauchen, frag dich:
Was könnte hier auch möglich sein?
Nicht naiv – sondern neugierig.
Vielleicht hilft es dir auch aufzuschreiben und stell dir folgende Fragen:
1. Wenn ich mich überfordert oder haltlos fühle – was denke ich dann über mich selbst?
2. Was hilft mir, wieder Boden unter den Füßen zu spüren?
Welche Gedanken, welche Menschen, welche Rituale geben mir Halt?
3. Wann habe ich zuletzt erlebt, dass ich etwas geschafft habe, das ich mir vorher nicht zugetraut habe?
4. In welchen Situationen neige ich dazu, mich klein oder machtlos zu fühlen?
5. Wie fühlt sich der Gedanke an, dass ich nicht alles wissen oder kontrollieren muss – aber trotzdem vorwärtsgehen kann?
6. Was bedeutet es für mich, „einen Tick zu optimistisch“ zu sein?
7. Welche Gedanken oder Gefühle möchte ich gern in etwas Positiveres wandeln?
8. Wenn ich mir selbst heute Mut zusprechen würde – was würde ich mir sagen?
IN DEINER YOGAPRAXIS
Folgende Haltungen können dich darin unterstützen, aus Unsicherheit wieder in deine Kraft zu kommen – mit mehr Fokus, innerem Halt und Vertrauen in dich selbst:
Haltungen, die dich erden und gleichzeitig dein Herz öffnen, schenken dir Aufrichtung, Weite und eine sanfte Zuversicht.
→ Zum Beispiel: Urdhva Hastasana (die gestreckte Berghaltung)
Balancehaltungen, die deine Konzentration fördern und dich ins Hier und Jetzt bringen, helfen dir, Ruhe und Stabilität von innen heraus zu entwickeln.
→ Zum Beispiel: Vrikshasana (Baum) oder Natarajasana (Tänzer)
Alle Kriegerhaltungen, die dich mit deinem Mut, deiner Standfestigkeit und deinem inneren Feuer verbinden. Sie erinnern dich daran: Du trägst die Stärke bereits in dir.
→ Zum Beispiel:
– Virabhadrasana I (Krieger I)
– Virabhadrasana II (Krieger II)
– Virabhadrasana III (Krieger III)
ÄTHERISCHE ÖLE FÜR ERDUNG, SELBSTBEWUSSTSEIN UND KLARHEIT
Black Spruce ist ein wunderbares Öl, um uns tief zu erden und innere Stabilität zu fördern. Es wirkt beruhigend auf unser Nervensystem und schenkt ein Gefühl von Verwurzelung – gerade wenn wir uns unsicher oder zerrissen fühlen, hilft Black Spruce, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.
Bergamot bringt Selbstbewusstsein, Lebensfreude und Optimismus in unsere Stimmung. Es unterstützt dabei, Zweifel und innere Kritik loszulassen, den Mut zu stärken und eine positive, zuversichtliche Haltung einzunehmen. Dieses Öl erinnert uns daran, dass wir schon genug sind, so wie wir sind.
Rosmarin fördert Klarheit und geistige Frische. Es hilft, den Kopf frei zu bekommen und das Denken zu ordnen – besonders in Momenten, in denen uns Sorgen oder zu viele Gedanken blockieren. Rosmarin bringt Fokus und Präsenz zurück.
Alles, was wir brauchen, um Herausforderungen gelassener zu meistern.
ZUM SCHLUSS
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Boden wackelt.
Lasst uns üben, unsere Füße wieder zu spüren.
Nicht, indem wir das Leben kontrollieren – sondern indem wir Vertrauen üben.
In uns.
In die Bewegung.
In das, was wir noch nicht wissen.
Manchmal ist ein kleines bisschen Optimismus genau der Mut, den wir brauchen, um weiterzugehen.
Und Yoga hilft uns genau dabei.
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