Das neue Jahr liegt vor uns wie eine leere Seite in einem Notizbuch, bereit, von uns beschrieben zu werden.
Doch genau diese leere Seite kann auch überwältigend wirken.
So vieles prasselt auf uns ein:
• bessere Ernährung,
• mehr Bewegung,
• die Umwelt schützen,
• soziale Kontakte intensivieren,
• weniger Zeit auf Social Media verbringen.
Und dann passiert es: Unser Notizbuch mit den guten Vorsätzen bleibt leer, weil wir uns überfordert fühlen – von all den Dingen, die wir angeblich sein oder tun sollten.
Ein Moment des Innehaltens
Statt uns von diesen Anforderungen erdrücken zu lassen, brauchen wir einen Moment, um innezuhalten, zu reflektieren und uns bewusst zu werden:
Was ist mir wirklich wichtig? Mit welchen kleinen Veränderungen möchte ich beginnen?
Auf der Yogamatte ist ein Neubeginn fast schon vorprogrammiert.
Jedes Mal, wenn wir uns auf die Matte begeben, haben wir die Chance, uns in die Haltung eines Anfängers zu versetzen.
Wir können neugierig spüren, was jetzt und heute da ist – ohne Erwartungen, ohne Druck.
Das Yoga Sutra von Patanjali beginnt mit den Worten: „Atha Yoga Anushasanam“, was übersetzt werden kann mit: „Jetzt beginnt Yoga.“
Das Schlüsselwort „Atha“
Das Wort „Atha“ ist sehr wichtig, aus meiner Sicht.
Es bedeutet „jetzt“ – ein einfaches, aber kraftvolles Wort, das wir oft nicht genügend beachten.
Es ist ein Aufruf, sich mit dem gegenwärtigen Moment zu verbinden.
Es erinnert uns daran, dass alles, was wir tun möchten – sei es Yoga üben, uns selbst besser kennenlernen oder neue Gewohnheiten etablieren – nur im Hier und Jetzt beginnen kann.
Doch im hektischen Alltag fällt es uns oft schwer, präsent zu sein.
Wir hängen in der Vergangenheit fest oder verlieren uns in Gedanken an die Zukunft.
„Atha“ lädt uns ein, innezuhalten und uns immer wieder neu zu justieren, damit festgefahrene Denkmuster uns nicht ins Grübeln oder Zweifeln führen.
Der Anfängergeist
Im Zen-Buddhismus gibt es ein ähnliches Konzept: den Anfängergeist.
Er beschreibt die Haltung, mit der wir an neue Erfahrungen herangehen sollten – offen, neugierig und ohne Vorurteile. Und erinnert uns, auch in gewohnten Situationen unseren Anfängergeist zu bewahren,
Oft verlieren wir diesen Geist, wenn wir uns in Routine und gewohnten Mustern einrichten.
Doch Yoga ermutigt uns, jeden Atemzug, jede Bewegung und jede Meditation wie zum ersten Mal zu erleben.
Gerade zum Jahresbeginn können wir uns diesen Anfängergeist zunutze machen.
Er erlaubt uns, neue Perspektiven einzunehmen und uns von alten Denkmustern zu lösen.
In der Yoga-Praxis bedeutet das, bekannte Asanas mit frischen Augen zu betrachten, feine Empfindungen im Körper zu spüren und neugierig zu sein, was durch kleine Veränderungen entstehen kann.
Praktische Tipps für einen Neuanfang
Wie können wir das erste Sutra und den Anfängergeist in unser Leben integrieren?
1. Ein Sankalpa setzen
Formuliere eine positive Absicht für das neue Jahr, die im Einklang mit deinen Werten steht.
Es muss nichts Großes sein. Mit kleinen, konsequenten Veränderungen erreichst du oft mehr.
Möchtest du z. B. mehr Achtsamkeit in deinen Alltag bringen?
Beginne bei einer alltäglichen Routine wie dem Zähneputzen. Konzentriere dich bewusst darauf, wie die Zahnpasta auf die Bürste kommt, wie sich das Putzen anfühlt und schmeckt. Mit der Zeit wirst du auch in anderen Bereichen achtsamer und präsenter.
2. Meditation auf den Moment
Beginne zB deine Yoga-Praxis mit einer kurzen Meditation.
Nimm einen tiefen Atemzug und richte deine Aufmerksamkeit auf den Atem. Du kannst innerlich das Wort „Atha“, um dich im Hier und Jetzt zu verankern. - Starte mit 1-2 Atemzügen.
Vielleicht möchtest Du diese Übung auch an bestehende Routinen koppeln, z. B. vor dem Frühstück oder vor dem Schlafengehen.
3. Bekannte Dinge neu entdecken
Übe bekannte Yoga-Asanas mit einem Anfängergeist.
- Spüre, wie sich deine Hände mit der Matte verbinden,
- wie dein Atem den Bewegungsfluss unterstützt,
- und beobachte, welche neuen Empfindungen sich zeigen.
Fazit: Der Anfang ist jetzt
Das erste Sutra erinnert uns daran, dass jeder Moment ein Neuanfang sein kann.
Der Jahreswechsel bietet eine perfekte Gelegenheit, diesen Gedanken aufzugreifen und mit klarem, offenem Geist auf die Reise zu gehen – sei es auf der Yogamatte oder im Leben.
Der Anfängergeist schenkt uns die Möglichkeit, mit Neugier und Freude zu entdecken, was uns in diesem Jahr erwartet.
Lass uns also gemeinsam beginnen:
Atha Yoga Anushasanam – Jetzt beginnt Yoga.
Ätherische Öle: Unterstützung für einen Neubeginn
Basilikum (Basil) bringt frischen Wind in unser Leben.
Es schenkt uns die Energie, aus alten Mustern auszubrechen und den Mut, uns auf Neues einzulassen.
Perfekt, wenn wir das Gefühl haben, festzustecken und einen Impuls brauchen, um wieder in Bewegung zu kommen.
Muskatellersalbei (Clary Sage) lädt uns ein, die Perspektive zu wechseln.
Es öffnet den Raum, um unsere Visionen zu erkunden und klarer zu sehen, wohin wir eigentlich möchten.
Es ist wie ein Begleiter, der uns dabei hilft, neue Wege zu entdecken.
Weihrauch (Frankincense) ist der Schlüssel zu unserer inneren Wahrheit.
Es hilft uns, uns tief mit uns selbst zu verbinden, und unterstützt uns dabei, klarer zu erkennen, was uns wirklich wichtig ist.
Mit dieser Klarheit fällt es leichter, sich weniger von äußeren Einflüssen leiten zu lassen und Entscheidungen zu treffen, die wirklich zu uns passen.

PS
Den Dezember 2024 habe ich im Oman verbracht.
Dort gibt es einen Ort, der mich tief erfüllt.
Ein Ort, an den ich gehe, um mich selbst intensiv zu spüren und meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Für das Jahr 2025 habe ich drei Worte mit einer Feder in den Sand geschrieben.
Die Feder habe ich bei mir.
Sie soll mich immer wieder daran erinnern.
Was könnte dein Reminder sein?
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